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Entdecke wertvolle Informationen und Tipps rund um das Thema Pferdephysiotherapie, Gesundheit und Wohlbefinden für dein Pferd. Bleib informiert und inspiriert mit meinen neuesten Beiträgen.
Was macht ein Physiotherapeut überhaupt?
Ein Physiotherapeut schaut sich das Pferd in Stand und in der Bewegung an, ob bereits Auffälligkeiten zu sehen sind, wie z.B. Taktfehler, nicht pendelnder Schweif, steife Halshaltung, weggedrückter Rücken, ungleich entwickelte Muskulatur, Hufstellung.
Danach wird die Muskulatur mit den Händen erfasst, um Verspannungen, Wärme und Kälte zu fühlen. Von Kopf bis Schweif werden die Gelenke einzeln getestet und gleichzeitig mobilisiert. Somit werden Blockaden in den Bereichen gleich beseitigt.
Anschließend wird die Muskulatur gelockert und Faszientechniken angewandt. Dabei werden die Zähne, Augen und Hufe gesichtet. Auch die Ausrüstung wie Sattel, Sattelgurt, Schabracke, Trense und Gebiss werden überprüft.
Da sich jedes Pferd anders verhält, andere Probleme hat, werden von Fall zu Fall unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden angewendet.

Welche Methoden können bei einem Pferdephysiotherapeuten zum Einsatz kommen?
- Faszientechnik
- Massagetechniken
- Stresspunktmassage
- Akupressur und Akupunktur
- Dry Needling
- Taping
- Lymphdrainage
- Schröpftechnik
- Einsatz von Geräten, wie Magnetfeldtherapie, Geräte für Schmerztherapien
- Reizstromtherapie, Schallwellen- und Ultraschalltherapie
- Wärme- und Kältetherapie
- Dorntherapie
- Blutegeltherapie
Da man für fast alle Therapieformen eine Fortbildung benötigt, spezialisieren sich die meisten Physiotherapeuten auf ausgesuchte Methoden. Den nur wer sein Handwerk beherrscht, kann gut in seiner Sache sein.
Was ist vor einer Behandlung wichtig zu wissen?
Was solltest du vor eine Behandlung nicht tun?
Vor einer Behandlung solltest du dein Pferd mindestens eine Stunde lang nicht bewegt haben. Koppelgang oder Offenstall ist kein Problem. Das Fell sollte trocken und sauber sein. Weiterhin bitte ich dich kein Fell- und Glanzspray, sowie Huffett am Tag der Behandlung und den Tagen zuvor zu verwenden.
Wie oft sollte dein Pferd behandelt werden?
Die Häufigkeit der Behandlung ist natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich. In den meisten Fällen empfehle ich dir ein bis zwei Termine pro Jahr. Sollte das Bewegungsausmaß derart eingeschränkt sein, kann es auch vorkommen, dass es sinnvoll wäre in gewissen Zeitabständen die Behandlungen durchzuführen. Solltest du deinem Pferd eine Wellnessbehandlung gönnen, ist das natürlich jederzeit zusätzlich möglich.

Wann ist eine Behandlung notwendig?
- Rittigkeitsproblemen
- Schiefhaltung von Kopf / Schweif
- Probleme bei Biegung und Stellung
- Schwierigkeiten bei der Versammlung
- schlechte Hinterhandaktivität
- Lahmheiten
- chronische Krankheiten, wie z.B. Arthrose
- nach Verletzungen, Stürze, Trauma
- bei Auffälligkeiten wie z.B. Abwehrreaktionen beim Putzen und Satteln
- Schwierigkeiten beim Angaloppieren
- Probleme beim Vorwärts / Abwärts reiten
- Muskelschwund
- Rückenprobleme
- uvm.
Aus was besteht ein Fesselträger eigentlich?
Der Fesselträger ist ein aus einer Sehne umgebauter Muskel, genannt Interosseus medius, den Gleichbeinen, die durch eine Sehnenplatte miteinander verbunden sind und den Bändern der Gleichbeine.
Der Ursprung der breiten Sehne liegt am Röhrbein und geht abwärts, unterhalb der tiefen Beugesehne zu den Gleichbeinen. Dort teilt er sich in zwei Anteile, umfasst das Fesselgelenk bis zum Kronbein und verbinden sich mit der Strecksehne. Alle Verbindungen stellen einen gemeinsamen Trageapparat für das Fesselgelenk dar.
Warum sollte man die Pferdebeine nach einer Trainingseinheit kontrollieren?
Nach einer Überlastung schwellen die Sehnen an und es kommt zu Umfangsvermehrung, wenn dabei einige Sehnenfasern reißen, entzündet sich die Sehne. Wird die Sehnenentzündung nicht erkannt oder behandelt, können weitere Sehnenfasern einreißen und ein Sehnenschaden ist vorprogrammiert. Da Pferde große Kompensationskünstler sind, zeigen sie Lahmheiten erst, wenn der Schaden schon eine Zeit vorhanden ist.

Wie kann es zu Entzündungen kommen?
Diese können durch übermäßige Dehnung und Anspannung in schnelleren Gangarten entstehen, sowei beim Springen oder einem Sturz. Meist sind falsche Be- oder Überlastung, sowie mangelndes Aufwärmtraining oder Muskulaturermüdung eine Ursache. Die Muskulatur ist noch nicht geschmeidig genug, um die Sehne vor zur großer Zugbelastung zu schützen. Kommt es dann plötzlich zu scharfen Wendungen oder unebenem Boden zu einer erhöhten Last, kann es zu einer zu starken Belastung der Sehne führen. Aber auch Fehlstellungen oder Übergewicht können sich negativ auf den Bewegungsapparat des Pferdes auswirken
Wie kann dich ein Physio dabei unterstützen?
Sollte es zu einer Sehnenentzündung kommen, ist es sinnvoll zuerst einen Tierarzt zu kontaktieren.
Anschließend kann der Pferdephysiotherapeut*in mit folgenden Behandlungstechniken unterstützen:
- Massagen Muskulatur und Sehnen
- Matrix-Rhytmus Therapie (Neurostim)
- Stosswellentherapie
- passive Bewegungsübungen
- Taping
Mein Pferd hält den Schweif schief – was tun?
Man beobachtet immer mal wieder, dass Pferde den Schweif schief halten. Was ist der Grund für die Schiefhaltung und was hat es damit auf sich?
Ein Pferd sollte locker entspannt seinen Schweif tragen und pendelnd mit der Bewegung mit gehen. Wird ein Pferd in Längsbiegung gebracht, so muss der Schweif sich auch in diese Richtung biegen. Biegt und stellt man ein Pferd sozusagen auf der rechten Hand nach innen, so sollte der Schweif auch nach innen getragen werden, da sich die ganze Wirbelsäule in diese Richtung bewegt.
Ist der Schweif allerdings zur gegen gesetzten Richtung gebogen, so sollte der Besitzer dem Ganzen auf den Grund gehen.
Wie ist die Anatomie der Schweifwirbel?
Ein Pferd hat 18 bis 21 Schweifwirbel, davon sind die ersten beiden Wirbel im Rumpf integriert. Die Größe der Wirbelkörper nimmt zum Ende ab.
Die Schweifwirbel stellen die Verlängerung der Wirbelsäule dar und sind immer ein Indikator für den Zustand des Rücken.

Worauf sollte man beim Pferd achten?
Gibt es Anzeichen für eine verkürzte Muskulatur im Rücken oder sind die Muskeln beidseitig gut und gleichmäßig ausgeprägt? Durch eine einseitig verkürzte Muskulatur kann es dazu führen, dass sich das Pferd auf einer Seite schlechter stellen und biegen lässt.
Eine Schiefstellung oder Bewegungseinschränkung im Kopf- und Halsbereich kann sich ebenfalls auf eine erschwerte Längsbiegung und einen schief getragenen Schweif auswirken.
Eine Drehung des Kreuzbein gegen das Darmbein kann zu einer erhöhten Spannung an den Bändern des Becken führen und den Zug des Schweifes auf eine Richtung ziehen.
Halten Pferde ihn eingeklemmt, seitlich oder zu hoch, haben sie zusätzlich Probleme Last auf die Hinterhand zu nehmen. Weiterhin können Pferde Taktfehler zeigen oder in Kreuzgalopp springen.
Bei Pferden mit starken Senk- oder Karpfenrücken, Schwanen- oder Hirschhals ergeben sich aufgrund der unnormalen Ausprägungen vermehrte Kompensationen im Bereichen wie der Gelenke, Muskeln, Faszien und Bänder, welches ebenfalls zu einer Schiefhaltung führen kann.
Sollte das Pferd nach einer Beobachtungszeit den Schweif weiterhin schief halten, wäre es empfehlenswert einen Tierarzt, Osteo- oder Physiotherapeuten hinzu zu ziehen.
Faszien in aller Munde – doch warum ist man so „Fasziniert“ davon?
Unter Faszien versteht man das kollagene, faserige Bindegewebe, welches ein Kontinuum, also ein Netzwerk durch den ganzen Körper hat. Hierzu zählen nicht nur die großflächigen Faszien im Pferdekörper, sondern auch Muskelhüllen, Gelenkkapseln, Sehnen und Bänder.
Sie dienen zur Abgrenzung einzelne Strukturen voneinander und geben dem Körper seine Form und Haltung. Dabei sind sie gleichzeitig flexibel und stabil und ermöglichen dadurch eine geschmeidige Muskelbewegung, ein reibungsarmes an- und entspannen der Muskeln. Faszien speichern Energie für eine ermüdungsarme Fortbewegung, bei Aufrechterhaltung der Gelenkspalten und gleichzeitiger Gelenkstabilität.
Druck erzeugt Zug und Zug erzeugt Druck.
Spannend ist, dass der erzeugte Druck in der tensegralen Struktur ein Zusammenziehen auf der einen Seite und auf der Anderen ein Ausdehnen des gesamten Körpers bewirkt. In beiden Richtungen erhöht sich die Stabilität im Rahmen der physiologischen Grenzen.
Ihre Steuerung funktioniert über das vegetative Nervenssystem. Eine Sympatikus-Aktivierung (Stressnerv) führt zu einer Erhöhung der Faszienspannung.
Gerät das System in Ungleichgewicht, weil es zuviel Spannung einerseits, führt es dazu, dass sich die Faszien andererseits auf die Dauer verkrampfen und verhärten. Körperlicher Stress wie Überlastung oder Übertraining kann zu Entzündungen und Verletzungen führen. Mangelnde oder immer die gleiche Bewegung kann dabei ebenfalls zu Funktionsstörungen führen.

Frust beim Funktionsverlust?
Der Funktionsverlust durch zu wenig oder falscher Bewegung führt dazu, dass die Faszien regelrecht verfilzen. Man nennt dies die Bildung von pathologischen Crosslinks. Bewegungen verlieren zunehmend an Schwung und Leichtigkeit, das Pferd kompensiert, die Muskeln ermüden schneller, es wirkt steif und verliert seine Bewegungsfreude. Doch wie kannst du das bei deinem Pferd erkennen?
Anzeichen für mögliche fasziale Probleme:
- Taktunreinheiten, triebig, Schwungverlust, Anlaufschmerzen
- Ständiges Fußstampfen oder Kopfschütteln
- Atrophierte Tragemuskulatur, sichtbar durch einen Unterhals, fehlende Oberlinienmuskulatur, wie z.B. der lange Rückenmuskel, fehlende Kruppenmuskulatur, schlecht bemuskelter Widerrist
- Hyperone Muskeln aufgrund der Kompensation
- Steile Schulter
- Axthieb, durchhängender Rücken, Senkrücken
- Rückständigkeit der Vorhand, Hinterhand überstreckt
- Und vieles mehr…
Es ist dabei wichtig, das gesamte Pferd zu beurteilen und nicht nur auf einzelne Punkte zu achten, den die Ursache kann meist einen ganz anderen Ursprung haben als gedacht. Hier kann dir bzw. deinem Pferd die Physiotherapie und die entsprechenden Behandlungstechniken für Faszien weiterhelfen.